„Politik zu weit weg vom Mittelstand“

Interview mit Silvio Stark, Geschäftsführer und Gesellschafter der Schiffler-Möbel GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stark, was hat die Firma Schiffler-Möbel besonders geprägt?

Silvio Stark: Was das Unternehmen auszeichnet und zugleich das Wichtigste ist, um ein Business aufzubauen, sind zwischenmenschliche Kontakte. Vertrieb und die damit verbundenen Kundenbeziehungen sind das A und O. Die Corona-Krise ist das beste Beispiel: Aufgrund unserer guten Kundenbeziehungen sind wir ohne große Sorgen durch dieses Tal gekommen. Uns hat geholfen, dass wir gut vernetzt sind und uns ständig ausgetauscht haben, wie man sich gegenseitig helfen kann.

Wirtschaftsforum: Steht das für Ihre Unternehmenskultur?

Silvio Stark: Auf jeden Fall. Wir haben eine klare Strategie: Wir lassen niemanden hängen. Als Unternehmen sehen wir uns in der Verantwortung, jeden Mitarbeiter mitzunehmen und einen sozialen Weg zu finden, gemeinsam durch diese Zeit zu kommen. Wir zahlen die Löhne komplett durch. Dafür setzen wir auch auf unsere Mitarbeiter als unser Kapital. Nur eine gute Stimmung im Unternehmen führt zum Erfolg. Ich lebe das vor und erwarte es auch von meinen Mitarbeitern. Unser gemeinsames großes Ziel ist, unsere Kunden mit einem guten Produkt ordentlich zu bedienen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Unternehmensstruktur heute aus?

Silvio Stark: Das Ursprungsunternehmen ist zu einem Firmenkonsortium aus sechs Firmen herangewachsen. Die Wertschöpfung soll innerhalb dieser Gruppe bleiben. Das setzt großes Vertrauen untereinander voraus. Schiffler- Möbel beschäftigt heute fast 100 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz liegt bei etwa zehn Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Werdegang zum Geschäftsführer von Schiffler-Möbel verlaufen, und welche Themen beschäftigen Sie in Ihrer Position besonders?

Silvio Stark: Ich habe eine Schreinerlehre und ein Diplom als Ingenieur für Holztechnik gemacht. 1991 habe ich das Unternehmen mitgegründet, nachdem ich bereits Erfahrungen in der Betriebsleitung gesammelt hatte. Seitdem haben wir viel in Automatisierungstechnik, ERP und Konstruktionsprogramme investiert. Ohne sie wären wir heute nicht in der Lage, unsere Qualität zu diesem Preis anzubieten. Immer wichtiger wird die Logistik. Gerade auf großen Baustellen, etwa beim Bau eines Krankenhauses, ist das ein kompliziertes Unterfangen. Was mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist das Arbeitsklima im Unternehmen. Mein Anspruch an die Mitarbeiter ist eine offene Kommunikation und Teamfähigkeit. Mein Wunsch ist, jetzt die Nachfolge zu regeln und ein junges Team heranzuziehen, das mit dem gleichen Enthusiasmus und derselben Freude das Unternehmen führt, wie ich es tue.

Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen ist Ihr Unternehmen tätig?

Silvio Stark: Angefangen haben wir mit dem Kindergarten- und Schulsektor. Nach und nach sind wir dann in den Objektbereich, also Hotels, Krankenhäuser, Pflege- und Behindertenheime mit entsprechender Spezialausstattung und Studentenheime, hineingewachsen. Wir können das gesamte Programm von der Idee über die Planung und Visualisierung bis zur Montage übernehmen und übergeben das Objekt besenrein. Der Kunde muss zum Schluss nur noch wischen und kann dann einziehen. Inzwischen fragen größere Institutionen von sich aus bei uns an. Durch unsere persönlichen Kontakte sind wir auch im arabischen Raum tätig. Über die UNESCO haben wir mal ein Projekt in Palästina bekommen, wo ich Jassir Arafat persönlich getroffen habe. Das war sehr spannend.

Wirtschaftsforum: Was hat das Unternehmen so erfolgreich gemacht?

Silvio Stark: Neben unserer offenen Kommunikation ist es die Fähigkeit, den Kunden zuzuhören und ihnen eine auf Vertrauen beruhende Beratung zu bieten. Wir halten ein, was wir zugesagt haben, und reagieren schnell. Das ist heute extrem wichtig. Lieferketten sind sehr schnelllebig geworden. Die Möbellagerung findet quasi nicht mehr statt – Mit der Produktion wird bereits der Tourenplan erstellt. All das erfordert eine ordentlich gestylte Produktion. Wenn sich die Zeit verändert und wir nicht darauf reagieren, dann wird uns die Zeit verändern.

Wirtschaftsforum: Ist der Fachkräftemangel für Sie ein Thema?

Silvio Stark: Mir scheint dieses Thema etwas hochgepuscht. Sicher, uns fehlen Spezialisten. Die muss sich ein Unternehmen selbst heranziehen. Wir haben vier Lehrlinge, und alle sind topp; darauf bin ich sehr stolz. Für die neuen Herausforderungen und Aufgaben braucht man eine junge Mannschaft. Nicht jeder kann oder will studieren. Manche Menschen sind vielleicht nicht für die Schule gemacht, aber sehr engagiert in der Ausbildung. Ihnen sollte ermöglicht werden, nach der achten Klasse eine Lehre zu beginnen. Das, so wäre mein Wunsch, sollte auch politisch ins Auge gefasst werden. Insgesamt würde ich mir wünschen, dass unsere Politik näher an den Mittelstand rückt.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für die kommenden Jahre?

Silvio Stark: Meine Vision ist, unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren, indem wir uns vom Strommarkt weitestgehend unabhängig machen. Wir planen den Bau großer PV-Anlagen und wollen unseren Späneabfall zur Stromgewinnung nutzen.

Schiffler-Möbel GmbH
Friedensstraße 1
04924 Uebigau-Wahrenbrück
Deutschland
+49 35341 6070
+49 35341 60733
kontakt(at)schiffler-moebel.de
www.schiffler-moebel.de

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